Bei allen Weltreligionen wird das Erntedankfest in irgend einer Form begangen. Für die Gartenbauvereine gehört dieses Fest zum Höhepunkt des Gartenjahres. Bis vor 30, 40 Jahren haben viele Menschen in unserer Region überwiegend oder im Nebenerwerb von der Land-und Forstwirtschaft gelebt. Man war nach der Ernte dankbar für den Lohn der harten Arbeit auf Feld und Flur. Es war sogar überlebensnotwendig, von den Unbilden der Natur verschont worden zu sein. Es wurde gefeiert und gedankt. In Hochspeyer, im Gasthaus Werle beim Erntedanktanz und sonntags in der Kirche.
Bei vielen Menschen ist die Bedeutung dieses Festes leider verloren gegangen. Wer außer den Obstbauern und Gartenbesitzern, hat im letzten Spätsommer unter den Auswirkungen der Aprilfrösten gelitten? Die Obstbäume waren im Herbst einfach leer. Die Obstregale in den Lebensmittelmärkten wurden ersatzweise mit Trauben aus Griechenland, Äpfeln aus Italien oder Israel gefüllt. Es scheint fast so, als interessiert viele Verbraucher nicht mehr, woher unsere Nahrung kommt, unter welchen Bedingungen sie entsteht und wer darunter leidet, wenn Fröste, Hagel, Trockenheit oder Extremniederschläge die Arbeit eines ganzen Jahres vernichtet oder reduziert. Es geraten nicht nur Existenzen in wirtschaftliche Not, sondern es zeigen sich auch deutlich die Auswirkungen des Klimawandels. Ja der Klimawandel ist längst angekommen. Bei uns in Deutschland, in der Pfalz, in Hochspeyer.
Schön war der Sommer, für Badegäste, für die Ortsgemeinde als Betreiber des Schwimmbades, für unsere Kinder – wenn wir diesen Jahrhundertsommer aus der Sicht des Freizeitnutzers sehen. Andererseits sahen wir uns konfrontiert, mit Niedrigwasser in den Flüssen, trockenen Äckern, fallende Grundwasserpegeln und sterbenden Fichten hier in unserem Wald. Durch die Kirchessigfliege befallene Beeren sowie durch Trockenstress und Zünsler vernichtete Buchsbaumbestände in den Gärten, sind weitere Auswirkungen des Klimawandels.
Vielleicht handelt es sich um klimatische Ausreiser, vielleicht. Sollte dieser Sommer allerdings der Beginn von Wetterextremen sein, die schon lange prognostiziert werden, mache ich mir große Sorgen, was uns erst in 10 oder 20 Jahren erwartet. Dieser Tage laß ich im Spektrum der Wissenschaft, dass die Arktis 60 Jahre früher als von den Wissenschaftlern prognostiziert im Sommer Eisfrei sein wird. 170 Orte in den USA werden dann unter Wasser stehen – New York ist eine von ihnen!
Noch leben wir in einer fast heilen Welt in der wir die Extreme nicht so zu spüren bekommen wie in anderen Regionen und Ländern. Unser Wald, der uns umgibt, Wasserspeicher und Luftfilter zugleich, gleicht vieles aus, behütet uns sogar.
Dafür zu sorgen, dass diese heile Welt weiter bestehen bleibt, ist eines der Ziele des Obst – und Gartenbauvereins. Gemäß unserem Leitsatz -Obstwiesen pflegen – Gartenkultur fördern – Vermittlung von Wissen- versuchen wir uns gegen diesen Trend zu stemmen. Wir alleine können allerdings nur ein Sandkorn beisteuern, das wir dem Klimawandel in den Weg stellen. Zusammen können wir der klimatischen Veränderungen allerdings einen Felsen in den Weg legen und damit viel mehr erreichen.
Manchmal wird das Engagement auch belohnt. Nicht in materieller Hinsicht, sondern einfach durch die strahlenden Augen eines Kindes, dass sich für ein Honigbrötchen und ein Glas Apfelsaft bedankt. Ein Dankeschön für etwas, das früher alltäglich war.
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